Mosbach. Mehrmals wöchentlich zieht Kuchenduft durch die Räumlichkeiten des fideljo. Und ein Blick in die gut gefüllte Kuchenvitrine des Kultur- und Begegnungszentrums der Johannes-Diakonie macht deutlich, welch verführerisches Backwerk der verlockende Geruch nach sich ziehen wird. Seit einigen Monaten werden im fideljo Torten, Kuchen und weiteres Gebäck in einer kleinen Manufaktur in Handarbeit selbst gefertigt, sind zum Genuss im Café oder zum Mitnehmen bereit. Pandemiebedingt mehr als zuvor. Verantwortlich zeichnet dafür ein inklusives Bäcker- und Konditorenteam. Einer, der damit wieder zu seinen beruflichen Wurzeln zurückkehren konnte, ist Michael Lofink. Der gelernte Bäckergeselle kann nach Jahren als Koch und zuvor als Beschäftigter in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung wieder der Leidenschaft nachgehen, aufgrund derer er seinerzeit diesen Beruf gewählt hatte: mit eigenem Backwerk anderen eine Freude bereiten.
Der 39-Jährige ist ein Mann der ersten Stunde im fideljo. Hier hat er eine Anstellung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt gefunden, die ihm „unglaublich viel Spaß macht“. Seit 2012 zunächst vorwiegend als Koch und (Pizza-)Bäcker eingesetzt, fertigt er nun gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen vermehrt süßes Backwerk. „Unser Team ist toll und ich lerne jeden Tag etwas dazu“, so Lofink. Jeder übernehme Verantwortung, es sei ein echtes Miteinander auf Augenhöhe. „Das ist bei der Zusammenarbeit zwischen Menschen mit und ohne Behinderung nicht immer selbstverständlich“, so Lofink. Er „sei froh und stolz“, dass es das fideljo gibt und die Möglichkeit bietet, Menschen mit Behinderung zu unterstützen. „Und zwar jeden nach seinem Können, Wissen und seinen Stärken.“
Im fideljo bietet das Team, zu dem mit Laura Helm und Alexander Kopton auch zwei Konditormeister gehören, neben einem festen Sortiment aus saisonalen Kuchen, Torten und Gebäckvariationen im Cafébetrieb auch individuelle Hochzeits-, Tauf- oder Geburtstagstorten an – ganz nach Kundenwusch. „Das sind dann die besonderen Herausforderungen.“ Herausforderungen, denen er und seine Kollegen sich wieder stellen dürfen. Michael Lofink ist froh, dass nach langen Monaten der coronabedingten Schließung des fideljo wieder Gäste im Café und in der Abendgastronomie begrüßt werden können und das Team damit zeigen darf, was es zu leisten im Stande ist. Er hofft, dass die Situation dies auch weiterhin erlaubt. „Es wäre auch schön, wenn bald wieder Kulturveranstaltungen stattfinden könnten.“ Denn die pausieren nach wie vor. Immerhin wird hinter den Kulissen intensiv an neuen Konzepten gearbeitet.
Die Zeit während des „Shutdowns“ sei hart gewesen, sagt der 39-Jährige. Immerhin: Zu tun gab es im fideljo auch weiterhin, wenn auch weniger als zuvor. Schließlich fertigte und fertigt das Team auch Kuchen für die Wohnbereiche der Johannes-Diakonie in Mosbach und Schwarzach. Und dann hatte Lofink auch noch seinen Sport. „Ich war ständig unterwegs“, sagt er. Die freie Zeit habe er dazu genutzt, zu trainieren, so der passionierte Radsportler weiter, der sich seit dem vergangenen Jahr „Doppelweltmeister“ nennen darf. Damals, im März 2019 und noch weit vor Corona, kam er mit zwei Goldmedaillen von den Weltspielen von Special Olympics in Abu Dhabi zurück. „Eine unvergessliche Zeit mit vielen tollen Begegnungen“, schwärmt er rückblickend.
Wieder zu Hause, überraschten ihn seine Kolleginnen und Kollegen seinerzeit mit einer „Weltmeistertorte“. Die fideljo-Eigenkreation aus Blutorange, Mandarine, Passionsfrucht und Mango schimmerte golden wie Lofinks Medaillen. „Mal schauen, ob wir sie auch mal wieder unseren Kunden im fideljo anbieten“, schmunzelt er. Aber egal ob mit oder ohne „Weltmeistertorte“: „Der Besuch bei uns und der Blick in die Kuchenvitrine lohnen sich auf jeden Fall“, schiebt er noch abschließend hinterher. Der Kuchenduft sei schließlich definitiv keine leere Versprechung.