Brühl. Für Holzarbeiten ist Jürgen Behrendt fast immer zu haben. Mit viel Liebe hat der junge Mann ein Vogelhaus bemalt und mit Schmuck beklebt. Sogar ein ganzes Insektenhotel hat er zusammengebaut. Im lichten Werkraum stehen ihm dafür eine Werkbank und Material zur Verfügung. Das Beschäftigungsangebot ist Teil der tagesstrukturierenden Einrichtung, welche die Johannes-Diakonie vor kurzem in Brühl am Rennerswald in Betrieb genommen hat. Bis zu 28 Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung können das Angebot nutzen, das ihnen nicht nur Gemeinschaft und Orientierung im Alltag sichert, sondern auch vorhandene körperliche und geistige Fähigkeiten trainiert.
„Wir beginnen den Tag immer mit einem gemeinsamen Frühstück“, erklärt Karin Maidhof, die stellvertretende Einrichtungsleiterin. „Dann starten wir in unser Tagesprogramm.“ Gemeinsames Malen und Basteln sind feste Programmpunkte, ebenso Spaziergänge um den nahegelegenen See. Zuweilen heißt es auch mit Hand anlegen, etwa wenn das Essen vorbereitet wird. „Wir wollen Alltagsfertigkeiten stärken, indem wir gemeinsam kochen oder aufräumen“, betont Maidhof.
Das tagesstrukturierende Angebot richtet sich an erwachsene Menschen mit Behinderung. Viele leben im nahe gelegenen Wohnhaus der Johannes-Diakonie, das derzeit nach und nach bezogen wird. Doch die tagesstrukturierende Einrichtung steht auch Klientinnen und Klienten offen, die noch zu Hause leben. Ihr Konzept ist wie das der Wohnstätte auf Menschen ausgerichtet, die eine kognitive Beeinträchtigung haben und mit ihrem Verhalten besondere Herausforderungen an ihre Umgebung stellen. „Die Klientinnen und Klienten brauchen Assistenz im sozialen und emotionalen Bereich“, erklärt Maidhof. „Sie können ihr Fühlen und Tun kaum steuern.“ Die meisten haben die Diagnose Autismus.
Eltern und Betreuungspersonen seien froh über das spezialisierte Angebot der Johannes-Diakonie. „In anderen Wohnangeboten oder Werkstätten haben sie oft Zurückweisung erfahren“, so die stellvertretende Leiterin. Bei der Johannes-Diakonie in Brühl seien Mitarbeitende aber gerade auf diese Klientel eingestellt. Moderne, barrierearme Räume und ein geschütztes Außengelände erlauben vielfältige Aktivitäten. Ein eigenes Fahrzeug ermöglicht begleitete Ausflüge. Zum Konzept gehören auch klare Strukturen und eine individuelle Ansprache. „Gerade direkte Zuwendung und Lob, Wertschätzung und Sicherheit wirken sehr positiv und wecken oft unerwartete Fähigkeiten“, hat Maidhof beobachtet.
Auch für Jürgen Behrendt bot der Einzug eine unverhoffte Chance, sich neu zu entdecken. Beim Zusammenbauen der Möbel konnte er seine Fähigkeiten im Arbeiten mit Holz ausleben. Das gemeinsame Singen am Morgen ist für ihn ein weiterer Höhepunkt im Tagesablauf. Sein Fazit: „Hier gefällt es mir.“
Weitere Informationen
Wohnangebot und Tagesstätte der Johannes-Diakonie wurden im September bezogen. Plätze in der Tagesstätte können auch von Menschen mit Behinderung genutzt werden, die nicht bei der Johannes-Diakonie wohnen. Interessierte melden sich bei Karin Maidhof, Telefon: 0175 5976094, E-Mail: karin.maidhof@johannes-diakonie.de, oder bei Melanie Amelung, Bereichsleitung, Telefon: 0152 02670764, E-Mail: melanie.amelung@johannes-diakonie.de.