... stark für Menschen

Ein Werk, das Brücken schlägt

Blumen gab es zum Projektende von den Vorständen Martin Adel und Jörg Huber für Miriam Belzner, Angela Gelbarth, Michael Allespach, Eva Reich, Elvira Wagner und Ingrid Neff (von links).

Mosbach. Es war weit mehr als eine Finissage, zu der die Johannes-Diakonie vor ihre Mosbacher Hauptverwaltung geladen hatte. So wurde nicht nur das Ende einer (weiter zu betrachtenden) Ausstellung sowie der Abschluss des Projekts „Ich WÜRDE gerne…“ gefeiert, sondern gleichzeitig ein neues Kunstwerk präsentiert. Dieses stellt „eine Brücke von der Vergangenheit ins Hier und Jetzt“ dar. So formulierte es Michael Allespach vom Kunst-Werk-Haus der Johannes-Diakonie.

Beim Projekt „Ich WÜRDE gerne…“, das von der Aktion Mensch unterstützt wurde, hatte sich eine inklusive Künstlerinnen-Gruppe im Kunst-Werk-Haus in Schwarzach seit dem vergangenen Herbst intensiv mit dem NS-Opfer Maria Zeitler aus Mosbach und dem Thema „Würde“ auseinandergesetzt. Maria Zeitler hatte, vermutlich in Folge einer Hirnhautentzündung, eine kognitive Beeinträchtigung. Als junge Frau wurde sie 1940 im Rahmen der NS-„Euthanasie“ in der Vernichtungsanstalt Grafeneck ermordet. In der Auseinandersetzung mit dem Schicksal Maria Zeitlers entwarfen die Künstlerinnen berührende Bilder.

Die Werke von Miriam Belzner, Angela Gelbarth, Ingrid Neff, Eva Reich und Elvira Wagner sowie weitere Exponate aus dem Kunst-Werk-Haus waren seit Anfang März in der Hauptverwaltung der Johannes-Diakonie zu sehen gewesen. Bei der Finissage wurde nun an einer Wand vor dem Gebäude das verbindende Element zwischen Ausstellung und dem benachbarten Maria-Zeitler-Platz und -Pfad, einem baden-württembergischen Gedenkort, eingeweiht. Die Wand zeigt nun einen Steinpfad, darauf Platten mit den Silhouetten des Künstlerinnen-Quintetts inklusive Namen und individuellen Zitaten.

Die Gesichter auf den Platten wenden sich sowohl der Vergangenheit, als auch der Gegenwart und Zukunft zu. „Das Kunstwerk lädt dazu ein, das Leben in all seinen Facetten zu würdigen und das Geschenk der Existenz zu feiern“, so Michael Allespach, der im Gespräch mit den Künstlerinnen diese und ihr Schaffen in den Mittelpunkt der Finissage rückte. Dieses „Geschenk der Existenz“ formulierte Ingrid Neff in dem Satz, der neben ihrem Konterfrei zu lesen ist, so: „Ich würde gerne mal wieder im Regen tanzen.“ Miriam Belzners Satz lautet „Ich würde gerne mal ans Meer“, der von Elvira Wagner „Ich würde gerne echte magische Kräfte besitzen.“

Zuvor hatten Vorstand Jörg Huber und Pfarrer Richard Lallathin das Projekt, dessen Bedeutung und das große Engagement der Künstlerinnen und von Michael Allespach gewürdigt. Man spüre die besondere Stimmung in der Gruppe, so Jörg Huber. Hier sei etwas gewachsen. Richard Lallathin, Initiator des Maria-Zeitler-Platzes und -Pfades, zeigte mit Blick auf den Projekt-Titel den weiten Weg zum heutigen Bild der Menschenwürde und der Gründung von Einrichtungen wie die Johannes-Diakonie auf. Auch wenn in Zeiten einer Maria Zeitler dieses Bild verrückt wurde und einem „bösen Denken“ zu wenige entgegengetreten sind. „Heute nennen wir die Namen der Opfer von damals, um uns an dieses Unrecht zu erinnern – und um Brücken zu schlagen.“

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