Buchen. Bundesteilhabegesetz, psychiatrische Versorgung, Inflation – auf Nina Warken wartete bei ihrem Besuch in den Frankenland-Werkstätten der Johannes-Diakonie ein ganzer Strauß von Themen. Die Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Odenwald-Tauber war nach Buchen gekommen, um sich vor Ort ein Bild von der Arbeitsstätte für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung zu machen. Geschäftsbereichsleiterin Dr. Claudia Zonta, Werkstattleiter Hans Vivas Stadler und Lena Schell (Bereichsentwicklung) informierten sie umfassend. Die Werkstatträte Katrin Mamerow und Johannes Scheible brachten die Sicht der Werkstatt-Klienten und -Klientinnen ein.
Beim Besuch stand unter anderem das Zusammenspiel der Werkstätten mit dem allgemeinen Arbeitsmarkt im Fokus. Es sei ein wichtiges Anliegen der Frankenland-Werkstätten, durch Kooperationen und Praktika Menschen in Festanstellungen in Unternehmen zu vermitteln, betonte Dr. Zonta. Doch noch immer hänge die Offenheit der örtlichen Firmen zu sehr vom Engagement einzelner Personen ab. Warken regte einen runden Tisch innerhalb des Landkreises an, um für mehr Vernetzung zu sorgen.
Um frühen Schutz vor und Aufklärung über psychische Erkrankungen geht es beim Projekt „Verrückt – Na und?“ der Johannes-Diakonie, welches in diesem Jahr beginnt und von der Evangelischen Gesellschaft (eva) begleitet wird, wie Lena Schell berichtete. Die Idee: Betroffene sollen in Schulen des Landkreises ihre Erfahrungen schildern und einen Schultag gestalten. Hilfsangebote sollen so bekannter und psychisch Erkrankte entstigmatisiert werden. Ein Ansatz, der bei Warken auf volle Unterstützung stieß, „denn gerade in der Corona-Pandemie haben psychische Beeinträchtigungen unter Kindern und Jugendlichen zugenommen“.
Katrin Mamerow und Johannes Scheible stellten Anliegen des Werkstattrats vor. Dazu gehören eine dichtere psychiatrische Versorgung im ländlichen Raum, eine gerechte Entlohnung und ein Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, um auch Menschen mit geringerem Einkommen Mobilität zu ermöglichen und Wege zu ihren Arbeitsplätzen zu erleichtern. Besonders drängten beide auf finanziellen Beistand angesichts hoher Preise, denn: „Die Inflation macht uns Werkstatt-Beschäftigten sehr zu schaffen.“ Einig war sich die Runde über Fortschritte bei Inklusion und Teilhabe, die – bei allen bürokratischen Problemen – das Bundesteilhabegesetz gebracht habe.
Nina Warken nahm die Anliegen von Werkstattleitung und -beschäftigten mit nach Berlin und ermunterte zum weiteren Austausch. Denn: „Es ist wichtig, dass Sie Ihre Anliegen nennen. So können wir als Ihre Vertreter im Politikbetrieb die richtigen Fragen stellen und Ihre Themen platzieren.“