... stark für Menschen

Meilensteine für die Inklusion gesetzt

Die stolze Summe von 25.000 Euro ist mit dem Paul-Lechler-Preis verbunden, mit dem die Gemeinde Schwarzach ausgezeichnet wurde. Im 'Neuen Schloss' freute sich darüber eine Delegation mit Gästen.

Stuttgart/Schwarzach. Diese Auszeichnung motiviert und ist mit der verbundenen Prämie von 25.000 Euro umso willkommener: Die Gemeinde Schwarzach wurde dieser Tage gemeinsam mit der Volkshochschule Schramberg mit dem "Paul-Lechler-Preis" ausgezeichnet. Bei einer Feierstunde im Neuen Schloss in Stuttgart gratulierte Sozialministerin Katrin Altpeter Bürgermeister Theo Haaf und würdigte das preisgekrönte Projekt "Theater im Birkenhof - inklusive Kunst und Kultur in Schwarzach" als Modell mit Vorbildcharakter.

Der Paul-Lechler-Preis "zur Integration, Selbstbestimmung und Teilhabe behinderter und benachteiligter Menschen" wird jährlich vergeben, und dieses Jahr legte die 1875 gegründete Paul-Lechler-Stiftung den Fokus auf "Inklusion im musisch-kulturellen und ästhetischen Bereich". Unter 39 Bewerbungen, so Stiftungs-Geschäftsführer Dieter Hauswirth, fiel die Wahl auf die Beispiel gebenden Vorhaben aus Schwarzach und Schramberg. Wie der Geschäftsführer, so zitierte auch der Kuratoriumsvorsitzende Walter H. Lechler den Leitsatz des Stiftungsgründers, Fabrikanten und Sozialreformers Paul Lechler (1849- 1925): "Unser Christentum darf nicht nur Weltanschauung sein, sondern muss sich in der Tat bewähren".

Zehn Prozent des Reingewinns der zur schwäbischen Lechler-Gruppe gehörenden Unternehmen (heute überwiegend im Chemie- und Autozulieferbereich tätige Firmen in Metzingen und Dettingen) werden daher seit 1875 für wohltätige Zwecke verwendet. Ein Krankenhaus (Tropenklinik in Tübingen) wurde gegründet, immer wieder Projekte der Diakonie unterstützt im Geiste des vom Pietismus geprägten, "tiefgläubigen Gründers". Galt anfangs vor allem der Bekämpfung der Armut das besondere Augenmerk, so helfe die Stiftung heute dort, "wo die Sozialleistungen des Staates nicht ausreichen", informierte Walter H. Lechler, Urenkel des Namensgebers der Stiftung.

Die Preisträger 2013, und da pflichtete ihm Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) bei, setzten Meilensteine für die Inklusion, seien "Leuchttürme". Die Ministerin begrüßte nachdrücklich, dass die Stiftung den Preis 2013 auf die Förderung der Teilhabe von Menschen mit Behinderung an Kultur und Politik ausgerichtet habe. Hier bessere Möglichkeiten zu schaffen, sei Herausforderung für alle, müsse "im Herzen der Menschen" beginnen und böte vor allem Kommunen wesentliche Ansätze. Inklusion brauche Ideen und gutes Miteinander, so könnten Hürden abgebaut werden. In Schramberg leiste dies die VHS mit Kursangeboten, und die Gemeinde Schwarzach sowie die Johannes-Diakonie mit dem Schwarzacher Hof setzten hier Zeichen.

"So wenig Theorie wie nötig und so viel Praxis wie möglich" war dabei in all den Jahren der Leitsatz. Dies unterstrich Bürgermeister Theo Haaf vor der Festversammlung, zu deren Gästen auch MdL Georg Nelius, der Erste Landesbeamte Martin Wuttke, die Vorstände der Johannes-Diakonie Mosbach, Dr. Hanns-Lothar Förschler und Jörg Huber, Gemeindevertreter sowie eine stattliche Abordnung der Akteure des "Theaters im Birkenhof" zählten. Für sie nahm Timo Andres gemeinsam mit dem Bürgermeister den Preis entgegen.

"Mit Freude und Stolz" erfülle die Gemeinde diese Ehrung, sagte Haaf und sah "unsere seit Jahren geleisteten vielfältigen Anstrengungen um Inklusion" anerkannt. Dann wurde er grundsätzlich: "Wesentliche Voraussetzung für eine inklusive Gesellschaft ist die Schaffung einer gemeinsamen Lebenswelt", und diese fange in Schwarzach in der KiTa an, setze sich in der Schule fort, im Bereich Arbeiten und Wohnen, in Sport und Kultur.

"Unser ,Freilichttheater im Birkenhof' ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie es gelingen kann, über die eher passive Stellung von Menschen mit Behinderungen hinaus in eine aktive und inklusive Mitgestaltung zu gelangen". Das besondere Etwas in Schwarzach, und da führte Theo Haaf zur Bestätigung auch ein Zitat von Landrat Brötel an, sei die Gleichbehandlung, das Miteinander, "gelebte und unverkrampfte Inklusion".

Ohne Selbstzweck oder Zurschaustellung werde die Theatergruppe als Ganzes gesehen. Dieser heilsame, integrative und unterhaltsame Aspekt mache das "Theater im Birkenhof" zu einem einzigartigen sozialen Theater. Und es kann dank des Preisgeldes weiter gefördert werden wie auch die "Bürgerwerkstatt" und andere Projekte -"zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit und ohne Behinderung".

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Text: Gerhard Layer, Rhein-Neckar-Zeitung

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