Lahr. „Ich will in den Schwarzwald.“ So sagte es Frank Bading vor 50 Jahren, als Wohn- und Werkstätten der Johannes-Diakonie in Lahr fertig war. Und so kam es: Als junger Mann zog er vom Standort Schwarzach der Johannes-Diakonie nach Lahr. Auch wenn seine Lebenserzählung stellvertretend von Johannes-Diakonie-Mitarbeitenden Gudrun Dieterle vorgetragen wurde, berührte sie bei der 50-Jahr-Feier der Lahrer Werkstätten viele der Anwesenden. Weitere Beiträge machten die lange Verbundenheit von Lahrer Werkstätten einerseits sowie Stadt Lahr und Stadtteil Langenwinkel andererseits deutlich. Das Klarinetten-Duo Lorenzo Salva und Juan Sebastian Cortes Rubio fand dazu die passende Begleitmusik.
Regionalleiter Bernhard Meier-Hug begrüßte in der Turnhalle von Lahr-Langenwinkel rund 200 Gäste, um - wie es Oberbürgermeister Markus Ibert formulierte - eine „Erfolgsgeschichte“ zu feiern. Die Lahrer Werkstätten seien in 50 Jahren fester Teil der Stadtgesellschaft geworden, und Inklusion für Lahr zur Selbstverständlichkeit. Neben den Lahrer Werkstätten mit rund 280 Beschäftigten umfassen die Einrichtungen der Johannes-Diakonie heute verschiedene Wohnangebote sowie Angebote der Offenen Hilfen. Grund genug für Pfarrerin Marie Jakobi und Pfarrer Richard Lallathin in der Festandacht auf „viel Gutes dankbar zurückzuschauen“. Sozialdezernent Heiko Faller beschrieb die Lahrer Werkstätten als frühes gelungenes Beispiel für gemeindenahe Assistenz von Menschen mit Behinderung. Ortsvorsteherin Annerose Deusch beschrieb die engen Verbindungen, die sich zwischen den Bewohnern des Ortsteils Langenwinkel und den Lahrer Werkstätten entwickelt haben. Für die offene Aufnahme und die gute Nachbarschaft stand das „Danke“, das einige der Grußwortredner unter Regio von Mitarbeitervertreter Günther Eichler aus Buchstaben formten.
Für besonders emotionale Beiträge sorgten Klientinnen und Klienten der Johannes-Diakonie, von denen viele zur Feier in die Langenwinker Turnhalle gekommen waren. Fotoporträts an den Wänden gaben Einblicke in den Alltag von Menschen, die in 50 Jahren durch die Lahrer Werkstätten begleitet wurden. Werkstatträtin Kim Fischer brachte die Stimmung so auf den Punkt: „Wir freuen uns, heute mit euch zu feiern.“ Es folgte die bewegende Lebensgeschichte von Frank Bading.
Die Geschichte der Lahrer Werkstätten fasste anschließend Johannes-Diakonie-Vorstand Jörg Huber in einem Festvortrag zusammen. Werkstatt und Wohnheim wurden nach damaligen Vorstellungen als Modelleinrichtung geplant und gebaut. 1500 Menschen kamen 1974 zum ersten Tag der offenen Tür. Diese und weitere Höhepunkte beschrieb Huber ebenso wie traurige Episoden, etwa die Corona-Pandemie, die im Wohn-Pflegeheim der Johannes-Diakonie 16 Todesopfer forderte. Über die Jahre hätten sich die Lahrer Werkstätten im Rahmen des neu geschaffenen Regionalbereichs Lahr-Ortenau der Johannes-Diakonie stetig weiter entwickelt und neue Angebote geschaffen, zuletzt mit dem Wohnangebot für junge Menschen in der Gutleutstraße.
Den musikalischen Schlusspunkt hinter Huber Vortrag setzte das neu entstandene Percussion-Ensemble der Lahrer Werkstätten. Und Frank Bading? Er ist heute wie vor 50 Jahren zufrieden mit seiner Entscheidung für Lahr: „Es gefällt mir immer noch hier. Ich habe ein Zuhause gefunden.“
Kurze Geschichte der Lahrer Werkstätten:
- 1970: erste Planungen für ein Wohn- und Arbeitsangebot für Menschen mit Behinderung, gemeinsam vorangetrieben von Johannes-Diakonie, Lebenshilfe und Evangelischem Gemeindedienst
- 1974: Bezug und Einweihung von Wohnheim und Werkstatt als eine der ersten Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) in Baden-Württemberg
- bis 1984: Wachstum der Werkstatt auf 230 Beschäftigte, Einrichtung neuer Wohnangebote
- 1996: Übernahme der „Behindertenhilfe Lahr GmbH“
- 2014: Einweihung des Wohn-Pflegeheims „Am Scheidgraben“
- 2018: Bezug der neuen Tagesstätte für Menschen mit Schwer-Mehrfachbehinderungen
- 2023: Einweihung des Wohnangebots „Gutleutstraße“