Schwarzach/Eberbach. Das Eberbacher Bildungs- und Arbeitszentrum EBAZ im Ohrsbergweg ist erst wenige Monate alt, und schon wird es als Erfolgsmodell gefeiert. Am Montag war die offizielle Einweihung. Mit dem EBAZ geht die Johannes-Diakonie Mosbach neue Wege. Im Rahmen ihres Dezentralisierungsprozesses und der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention hat sie im Sommer dieses Jahres die Werkstufenklassen der Schwarzbach Schule hierher verlegt und eine Betriebsstätte der Schwarzacher Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) eingerichtet.
40 Beschäftigte stellen hier individuelle Holzpaletten aus heimischen Hölzern her, führen hochwertige Schreinerarbeiten oder Montagearbeiten für Kunden aus der Region aus. Sitzmöbel für private oder kommunale Nutzer gehören ebenso zur Produktpalette. Auch Apfelsaft aus eigener Herstellung, Vogelhäuser, Weinkisten etc. können hier zukünftig erworben werden. Aus der Schwarzbach Schule werden in den neuen Räumlichkeiten ca. 30 Schüler der Berufsschulstufe unterrichtet und erfahren somit die Lern- und Arbeitsbedingungen „echter“ Berufsschüler. Zusätzlich ermöglichen ihnen Praktika in der Werkstatt und in kooperierenden Betrieben eine bestmögliche Vorbereitung auf das Berufsleben.
Schule oder Fabrik, Arbeitsplatz oder Lebensraum oder alles zusammen? Es komme auf die Menschen an, sagten Pfarrerin Erika Knappmann und Diakon Joachim Szendzielorz, die für die neue Einrichtung Gottes Segen erbaten. „Wir eröffnen unsere erste Werkstatt im Rhein-Neckar-Kreis“, stellte Jörg Huber, Vorstand der Johannes-Diakonie, fest und bedankte sich bei allen Unterstützern, allen voran beim Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS), der das 1,6-Millionen-Projekt mit 248.000 Euro bezuschusste.
Charlotte Schneidewind-Hartnagel, Landtagsabgeordnete der Grünen, betonte, dass die Umsetzung der UN-Konvention mit ihrem Leitziel Inklusion im grün-roten Bildungsprogramm an erster Stelle stehe. Es sei normal, „anders“ zu sein, und dieses Anderssein solle als Ausdruck menschlicher Vielfalt angenommen werden.
„Für die Johannes-Diakonie eine riesige Herausforderung, für Städte und Gemeinden eine riesige Chance“ – das ist Inklusion für Bürgermeister Bernhard Martin. Und da sie für Farbe im gesellschaftlichen Leben sorge, hatte er „das bunteste Bild von Eberbach, das ich finden konnte“ als Gastgeschenk mitgebracht. „Sie sind bei uns herzlich willkommen“, hieß Dekan Ekkehard Leytz im Namen der evangelischen Kirchengemeinde wissen. Eberbach mit seinen 15.000 Einwohnern habe dem Projekt von Anfang an einen guten Start ermöglicht, freute sich Schulrätin Britta Lorenz.
Das Konzept hinter dem EBAZ stellten Monika Reimelt und Steven Reres, Leiterin und Konrektor der Schwarzbach Schule, und Michael Werner, Leiter der Schwarzacher Werkstätten, vor. Das gemeinsame Ziel: Ein ganz normales Leben in der Gesellschaft ermöglichen. Teil sein von der Gesellschaft statt nur teilhaben – das bezeichnete Monika Reimelt als Hauptunterschied zwischen Inklusion und Integration. Dass das EBAZ ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Inklusion ist, darüber herrschte am Tag der Einweihung Einigkeit.