... stark für Menschen

„Wir freuen uns, Walldürner zu werden“

Walldürn.Bislang gab es in der Region Walldürn kein gestuftes Wohn- und Betreuungsangebot für Menschen mit Behinderung. Ändern wird sich dies mit dem Neubau des Wohn- und Pflegeheimes der Johannes-Diakonie Mosbach. Ministerin Katrin Altpeter war nicht die einzige, die sich beim Spatenstich überzeugt zeigte: „Wohnformen wie hier werden an Bedeutung gewinnen.“ Vertreter des Landkreises, der Gemeinde, der am Bau beteiligten Unternehmen und der Johannes-Diakonie setzten den Spatenstich am 26. April auf dem ehemaligen Heidsportplatz.

„Gelingt es uns, in dem geplanten Haus mit Unterstützung der Stadt, der Vereine, der Kirche, der Kindergärten und anderen eine Lebenswelt zu schaffen, die integriert ist?“ fragte Richard Lallathin in der Festandacht. Er war sich sicher, das Fragezeichen durch ein Ausrufezeichen ersetzen zu können. Der Spatenstich im Allgemeinen und der gemeinsame Segen mit Pfarrer Karl Kreß und Pater Josef Bregula im Besonderen sprächen dafür.

Es war nach Eberbach und Lahr der letzte Spatenstich der Johannes-Diakonie in diesem Jahr. Sie sind Meilensteine in einem Prozess, auf den Vorstandsvorsitzender Dr. Hanns-Lothar Förschler hinwies: „Die Johannes-Diakonie hat sich schon seit längerer Zeit auf den Weg gemacht, behinderten Menschen, die heute an unseren Komplexstandorten in Mosbach und Schwarzach wohnen und leben, in kleineren Wohneinheiten im ganzen nord- und mittelbadischen Raum ein Zuhause zu schaffen.“ Menschen mit Behinderung solle dadurch die Chance gegeben werden, sich als Teil der Gesellschaft zu verstehen. Deshalb werde das Wohnheim in Walldürn gebaut.

Das Gebäude bietet 24 Wohnplätze, 36 Wohnpflegeplätze und 42 Plätze in der Tagesstätte. Die Kosten für den Bau belaufen sich auf rund 7,9 Millionen Euro. Mit 2,4 Millionen Euro fördern das Land Baden-Württemberg und der Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS) das Vorhaben. Dieses wird in Walldürn für zwei bis sechs Personen durch „gemeindeintegrierte Wohnangebote“ (angemietete Wohnungen) ergänzt. Darüber hinaus halten die Offenen Hilfen der Johannes-Diakonie weitere Betreuungsformen bereit. Auch diese ermöglichen es Menschen mit Behinderung, in der vertrauten Umgebung wohnen zu bleiben.

Dass hier wert gelegt wird auf ein differenziertes Wohnangebot, hob auch Ministerin Katrin Altpeter hervor. Privatsphäre und individuelle Lebensgestaltung gehörten dazu. „Mit dem Spatenstich gehen wir im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention von der Fürsorge zur Teilhabe“, hielt die Arbeits- und Sozialministerin des Landes Baden-Württemberg fest. Dahinter steht auch die Landesregierung, „die sich auf die Fahne geschrieben hat, Menschen mit Behinderung voranzubringen.“ Dabei sah die Ministerin in der Johannes-Diakonie einen „guten und starken Partner“.

Das gestufte Angebot habe in Walldürn gefehlt, erklärte Landrat Dr. Achim Brötel, der auch für die Landtagsabgeordneten Peter Hauk und Georg Nelius sprach. Leicht sei es mit der Umsetzung nicht gewesen. Aber der Aufwand habe sich gelohnt. Das Innovative an dem Projekt sei der binnendifferenzierte Ansatz: Bei der Eingliederungshilfe und der Pflege springen sowohl Sozialhilfeträger als auch Pflegeversicherungen ein. Für Brötel ergibt sich daraus mehr Kostengerechtigkeit. Von Anfang an sei der Landkreis bei dem Projekt eingebunden gewesen, und dafür dankte der Landrat der Johannes-Diakonie und insbesondere ihrem ehemaligen Geschäftsführer Reinhard Adler als „Ideengeber“ für das Vorhaben.

Die Ganzheitlichkeit des Projektes war auch Jörg Huber, Pädagogischer Vorstand der Johannes-Diakonie, wichtig. „Wir freuen uns, Walldürner zu werden“, wandte er sich den Gemeindevertretern und Bürgermeister Markus Günther zu.

Dieser sah in dem Projekt ein Gewinn für alle Beteiligten: die Johannes-Diakonie, die Stadt und die Kolpingfamilie, die das Baugelände abtrat. Die großen Gewinner aber seien Menschen mit Behinderung. An dem neuen Standort sei sowohl Leben durch Innenstadtnähe als auch Ruhe durch die Randlage gegeben. „Die Entscheidung für das Projekt war richtig“, so das Fazit des Bürgermeisters.

Im Namen aller Planer bedankte sich Architekt Rainer Frank dafür, an dem Neubau für Menschen mit Behinderung beteiligt sein zu dürfen. Den Spatenstich feierlich zu begehen, ermöglichten Mitarbeitende des Walldürner Bauhofs, Pfadfinder vom Stamm Wildenburg und die Klarinettistinnen „Die flotten Klappen“ aus Eberbach. Nicht nur ihnen galt der allgemeine Dank. (da)

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