Mosbach. Psychische Erkrankungen scheinen normaler geworden zu sein. Betroffene äußern sich freier, Anlaufstellen zeigen viel Präsenz. Doch immer noch ist das Thema auch mit Scham und Unsicherheit besetzt. Daher gaben jetzt Experten und Expertinnen aus dem Neckar-Odenwald-Kreis anlässlich des Welttags der Seelischen Gesundheit und der dazugehörigen Aktionswoche Antworten auf Fragen wie: Wo bekomme ich Hilfe vor Ort? Und wie erkenne ich, ob ich psychisch erkrankt bin? Zugleich machten die Fachleute deutlich, wie das Netzwerk psychiatrischer Angebote im Neckar-Odenwald-Kreis funktioniert.
Eine wichtige Anlaufstelle im Landkreis ist die Diakonie-Klinik Mosbach. Zur Einrichtung der Johannes-Diakonie gehören eine Kinder- und Jugendpsychiatrie, aber auch neuro-psychiatrische Angebote für Erwachsene. Zur Frage nach den Kriterien einer psychischen Erkrankung sagt der Ärztliche Leiter der Diakonie-Klinik, Dr. Karsten Rudolf: „Eine Erkrankung liegt in der Regel vor, wenn psychische Einschränkungen den Alltag und die Teilhabe erschweren.“ Speziell bei jungen Menschen käme hinzu, dass deren Entwicklung durch die Erkrankung stark beeinträchtigt werde.
Wer Anzeichen einer psychischen Erkrankung spürt, hat oft mit Unsicherheit zu kämpfen und stellt sich die Frage: Ist das noch normal oder bin ich krank? In diesem Fall rät Dr. Lukas Alexa dazu, das Gespräch mit vertrauten Menschen zu suchen. Der Mediziner leitet das Zentrum für Psychische Gesundheit Neckar-Odenwald, das in der Neckar-Odenwald-Klinik am Standort Mosbach untergebracht ist. „Auch der Hausarzt ist eine wichtige Anlaufstelle und kann bei Bedarf das passende Hilfsangebot vermitteln.“
Dr. Rudolf und Dr. Alexa verweisen auch auf neue digitale Möglichkeiten der gesundheitlichen Versorgung. Sich Informationen bei seriösen Quellen online zu holen, sei ein wichtiger Schritt, betont Alexa. Ein regionaler digitaler Wegweiser für Hilfsangebote steht auf der Website des Neckar-Odenwald-Kreises bereit. Gerade angesichts fehlenden Personals und voll besetzter Sprechstunden können Webseiten, Apps und andere Möglichkeiten der Telemedizin helfen, sagt Dr. Rudolf: „Wir werden bei der Versorgung mehr in die digitale Welt gehen müssen. Da ist noch viel möglich.“ Klar sei aber auch: „In Notfällen müssen wir immer bereit sein, Menschen zeitnah Hilfe zu bieten.“ Richtige Anlaufstationen seien bei Notfällen die Kliniken vor Ort.